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So war der Winter – SLF Winterbericht 22/23

Ausserordentlich schneearmer Winter, aber annähernd durchschnittliche Unfallzahlen – das war der Winter 22/23.

Während hohe Lagen oberhalb 2000m bereits anfangs November eingeschneit wurden, waren die mittleren Lagen den ganzen Winter hindurch nur zeitweise und tiefe Lagen unterhalb 1000m nur an einzelnen Tagen eingeschneit. Gesamthaft betrachtet war der Winter 22/23 deutlich wärmer und trockener als normal. Dies das Fazit des WSL Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in seinem aktuellen Winterbericht 22/23.

SLF Winterberichte

Das WSL Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) publiziert im Frühjahr jeweils einen ersten Bericht (Winterflash) mit den wichtigsten Aspekten des vorangegangenen Winters. Nach Ende des hydrologischen Jahres (Oktober – September) folgt dann jeweils eine ergänzte Fassung mit vollständigen Zahlen und ausgewählten Lawinenunfallberichten.

Ergiebige Schneefälle in hohen Lagen zu Beginn des Winters

Nach dem heissen Sommer 2022 lag im Herbst nur noch wenig Schnee in hohen Lagen. Ende Oktober schneite es im Hochgebirge oberhalb 3500m erstmals ergiebig. Gebietsweise gab es 100 bis 150 cm Neuschnee. Im November schneite es dann allmählich auch in mittleren und hohen Lagen ein und Schnee fiel – ausser im Süden – auch bis in mittlere Lagen. Ende November waren die Schneehöhen im Westen durchschnittlich bis leicht überdurchschnittlich, sonst aber verbreitet unterdurchschnittlich.

Schnee bis in die Niederungen, aber trotzdem keine weissen Weihnachten

Im Dezember kriegte dann auch der Süden Schnee, wobei es im westlichen Tessin mit rund 100 cm am meisten davon gab. In der zweiten Dezemberwoche fiel verbreitet Schnee, mit Schwerpunkt im Westen, aber auch das Mittelland wurde weiss und die Schweiz lag damit auf Kurs für weisse Weihnachten. Wir nutzten die noch etwas dünne Schneedecke für eine erste Tour im Rosenlaui.

Oberläger - verschneite Landschaft im Rosenlaui
Oberläger – verschneite Landschaft im Rosenlaui

Leider wurde jedoch nichts aus weissen Weihnachten, da bei anhaltenden Niederschlägen in den Tagen vor Weihnachten die Schneefallgrenze auf rund 2200m anstieg. Oberhalb von 2500m gab es jedoch erneut ergiebigen Schneefall, vor allem erneut im westlichen Unterwallis, aber auch im restlichen Wallis, am Alpennordhang und in Nordbünden. Das Tessin blieb jedoch weitgehend trocken und unterhalb von 2200m durchnässte der intensive Dauerregen die Schneedecke. Ende Jahr lag unterhalb von 2000m nur noch sehr wenig oder gar kein Schnee mehr. Aber auch weiter oben waren die Schneehöhen lediglich im Wallis im Durchschnitt. Überall sonst lagen sie darunter.

Milder Start ins neue Jahr

Das Jahr 2023 startete vielerorts äusserts mild. Während in höheren Lagen gute Pistenverhältnisse herrschten, lockten die “grünen” Wiesen in mittleren und tiefen Lagen eher zum Wandern. Auch bei uns wurden die Weihnachtsferien kurzerhand mehrheitlich zu Wanderferien.

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Nach etwas Schnee in der zweiten Januarwoche kam es in der dritten Januarwoche im Westen erneut zu ergiebigen Schneefällen.  Lokal fielen hier erneut bis 150 cm. Neuschnee. Gegen Osten nahmen die Neuschneemengen jedoch markant ab.  Am Ende der Niederschläge sank die Schneefallgrenze in tiefe Lagen und auch im Flachland wurde es erneut weiss.

Ende Januar waren die Schneehöhen im Unterwallis noch durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich, sonst verbreitet stark unterdurchschnittlich.

Frühling im Februar

In der ersten Februarwoche gab es im Osten Schnee bis in mittlere Lagen. Danach stellten sich mit viel Sonne und grosser Wärme frühlingshafte Bedingungen ein, womit sich die Schneearmut weiter verschärfte. In der zweiten Februarhälfte waren die Schneehöhen in mittleren Lagen verbreitet auf einem Rekordtief und oberhalb von 2000 m lag seit 50 Jahren nie so wenig Schnee.

Rückkehr des Winters

Ab der zweiten Märzwoche kehrte der Winter doch noch zurück und in hohen Lagen gab es wiederholt ergiebige Schneefälle. Mit stark schwankenden Temperaturen und Schneefallgrenze und der Durchfeuchtung von Neu- und Altschnee gingen viele nasse Lawinen nieder. Neben dem Maximum der spontanen Lawinenaktivität ereigneten sich Mitte März auch die meisten Lawinenunfälle des Winters. Einer davon leider auch in unserem geliebten Rosenlaui, wobei am Gstelliwang zwei Personen verschüttet wurden. Die eine konnte nur noch tot geborgen werden, die zweite Person gilt nach wie vor als vermisst.

Unterdurchschnittliche Schneehöhen

Wie bereits ausgeführt, war der Winter 22/23 geprägt von unterdurchschnittlichen, teilweise rekord-tiefen Schneehöhen mit zwei Ausnahmen: Zuerst hinterliessen Mitte Dezember mehrere flächige Schneefälle auch im Mittelland während ein paar weniger Tage eine geschlossene Schneedecke. Mitte Januar sorgten weitere Schneefälle bis in tiefe Lagen, diesmal aber nur nordwestlich des Alpenhauptkamms, im westlichen Mittelland, den westlichen Voralpen und im Jura während einiger Tage für überdurchschnittliche Schneehöhen.

Lawinengefahr und -unfälle (Auszug aus SLF-Winterbericht)

Die kritischsten Lawinensituationen konzentrierten sich auf Ende Dezember, Anfang Februar sowie Mitte und Ende März. In der ersten Februarhälfte sowie in der zweiten und dritten Märzwoche ereigneten sich die meisten Lawinenunfälle mit Personen, gefolgt vom Januar und Dezember. Demgegenüber stehen die aussergewöhnlich trockene zweite Februarhälfte und erste Märzwoche mit anhaltend und verbreitet günstigen Lawinenverhältnissen und meist geringer und mässiger Lawinengefahr. Im März stieg die Lawinengefahr ab der zweiten Märzwoche nochmal deutlich an und blieb mit wiederholten Schneefällen und Stürmen bis Ende März in der Höhe anhaltend auf Stufe 3 (erheblich), an Einzeltagen auf Stufe 4 (gross) für trockene Lawinen und zeitweise auch für nasse Lawinen.
 
Insgesamt wurden dem SLF vom 1. Oktober 2022 bis am 31. März 2023 118 Schadenlawinen (Sach- und Personenschäden) gemeldet. Darunter waren 103 Personenlawinen (Durchschnitt letzte 20 Jahre: 125) mit insgesamt 149 erfassten Personen (Durchschnitt: 169). Bis am 31. März starben 15 Personen in Lawinen (Abbildung 3), eine Person gilt noch als vermisst. Die Opferzahlen lagen damit nah beim 20-jährigen Mittelwert von 17 Todesopfern bis am 31. März. Alle Opfer waren Wintersportler, die sich im ungesicherten Gelände aufhielten: neun Personen waren auf Touren unterwegs, sechs auf Variantenabfahrten. Bei drei Unfällen kamen jeweils zwei Personen ums Leben, sonst jeweils eine Person.
 
SLF Karte der Lawinenunfälle per 31. März 2023
SLF Karte der Lawinenunfälle per 31. März 2023
 
Insgesamt ereigneten sich neun Unfälle mit jeweils einem Todesopfer und drei Unfälle mit jeweils zwei Todesopfern. Drei Unfälle ereigneten sich im Dezember 2022, zwei im Januar, einer im Februar und sechs im März 2023. Zwei Unfälle ereigneten sich bei Gefahrenstufe 2 (mässig, gelber Punkt), acht bei Gefahrenstufe 3 (erheblich, orange Punkte, zwei Punkte/Unfälle in Nendaz, VS überlagern sich), einer bei Stufe 4 und einer Anfang Dezember, als noch keine Gefahrenstufe prognostiziert wurde (Textbulletin, grauer Punkt). (Kartenbasis: Copyright 2007, Bundesamt für Landestopografie, alle Rechte vorbehalten)
 
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